Ein Rennbericht von Björn

Die langfristige Vorbereitung mit spezieller Trainingsplanung durch meinen Coach (Jürgen Sessner) und zwei zweiwöchigen Training Camps, das erste auf Lancarote und das zweite auf Mallorca, lief optimal und ich war sehr glücklich, den Traum einer erneuten Qualifizierung beim IM Hamburg am 28.07.2019 für die Triathlon Weltmeisterschaft am 12.10.2019 auf Hawaii, Kouala-Kona zu erreichen.

Die Vorbereitung auf die WM basierte auf ein abgestimmtes, spezielles Training, um die Balance zwischen Regeneration, Grundlagentraining mit höheren und geringen Umfängen gepaart mit Intensität zu erreichen. Das Hauptaugenmerk war hierbei, gesund und verletzungsfrei zu bleiben.
Aufgrund meiner Erfahrungen aus dem Rennen 2015 auf Hawaii, hatte ich mich entschieden bereits 10 Tage vor dem Rennen vor Ort zu sein, um ordentlich anzukommen, den Jetlag gut zu überwinden sowie die letzten Trainingseinheiten zur Aklimatisierung und Mobilisierung des ganzen Potentials, zu absolvieren. Das war am Ende eine gute Entscheidung, da mein Radgepäck erst drei Tage später im Hotel eintraf, die vordere Bremsscheibe durch den Transport unrund war und ich mir noch zwei Mal einen Platten auf dem Alii Drive geholt habe. Daher konnte ich die Wettkampfvorzeit in vollen Zügen genießen und den Spirit von Hawaii sowie die Vorstimmung der nahenden Weltmeisterschaft mit den mehr und mehr anreisenden Mitstreitern sowie Organisatoren und Volunteers (Helfern) viel bewusster erleben.

Der Spirit von Hawaii: Die Zusammenkunft aller Athleten sowie der vielen Volunteers und Organisatoren zum Rennen auf Hawaii stand unter dem Motto: „Ohana“. Ohana ist das hawaiianische Wort für Familie. Anders als bei uns, ist damit nicht nur die leibliche Verwandtschaft gemeint, sondern auch die Menschen, mit denen sie tiefe Freundschaft und Liebe verbindet, gleich von welcher Nationalität diese Menschen sind. Das bedeutet niemand wird vergessen oder bleibt zurück.
Dieses steht in Verbindung mit „Aloha“ (Grußformel beim Kommen und Gehen auf Hawaii) hat aber die tiefere Bedeutung von „Liebe“, „Zuneigung“, „Nächstenliebe“, „Mitgefühl“, „Freundlichkeit“ oder „Sympathie“ sowie „Mahalo“ (Dankesformel) mit der Bedeutung von „Dank“, „Erkenntlichkeit“, „Bewunderung“, „Lob“, „Wertschätzung“, „Respekt“ und „Rücksicht“.

Am Renntag klingelte um 4:00 der Wecker und und es galt ab 4:30 die Body Markierung, Registrierung, Vorbereitung Rad sowie alles andere was kurz vorm Start zu erledigen ist, rechtzeitig vor dem Schließen der Wechselzone und dem Start der Profis zu erledigen. Dieses Jahr waren aufgrund der jedes Jahr zunehmenden Teilnehmer (jetzt ca. 2600), das erste Mal zum Schwimmstart, Startwellen von zusammengefassten Alterklassen (erst Männer dann Frauen) vorgesehen. Als ich in der Reihe zum Start stand, kamen die Emotionen hoch und die Tränen liefen das erste Mal.
Der Startschuss knallte für mich dann um 7:10 und es ging zügig los. Das Meer war im Vergleich zu den Trainingstagen davor an der Pier in Kona deutlich bewegter mit höheren Wellen und teilweise Strömungen. Aber ich konnte mich trotzdem recht gut orientieren und das glasklare Wasser, sowie die Stimmung genießen. Das Schwimmen lief dann recht gleichmäßig und meistens in kleinen Gruppen gut durch. Hier habe ich bewusst nicht alles gegeben, um die Kräfte für die folgenden Abschnitte zu sparen.
In der Wechselzone habe ich mir Zeit gelassen, das Salzwasser abzuduschen, mich noch einmal ordentlich mit Sonnenschutz einzucremen und um alles für den Radsplitt mitzubekommen.

Der erste Abschnitt beim Radfahren in Kona sowie auf dem Queen Kaahumanhu Highway ging mit Rückenwindunterstützung und leichten Höhenwellen recht zügig und locker voran. Dann drehte der Wind auf Seitenwind und später auch Gegenwind, der nach dem ersten Viertel zunahm. Zusätzlich brannte auf den Weg nach Hawi (Wendestelle im Norden der Insel) die Sonne brutal auf den Rücken. Beim stufenweise ca. 30km langen, wellenartigen Anstieg nach Hawi war dann voller Gegenwind gepaart von plötzlich einsetzenden seitlichen Fallwinden den „Mumuku – Winden“, was die Auffahrt ziemlich beschwerlich werden ließ. Ich habe mich dann immer an den Verpflegungsstellen gut versorgt und Körper sowie Kopf regelmäßig mit Wasser übergossen. Den ersten Abschnitt der Abfahrt nach der Wende in Hawi konnte ich in einer rasanten Abfahrt genießen, wo die Entgegenkommenden, bergauf fahrenden Athleten förmlich standen. Im unteren Bereich kamen dann die plötzlichen Seitenwinde wieder stärker auf, wo es den ein oder anderen Athlet beinahe aus der Bahn geworfen hat. Wieder auf dem Highway zurück, drehte dann der Wind auf Gegenwind auch teilweise seitlich, so dass dann die Wellen über den Highway am Mouna Kea, dem Mouna Loha auf der linken Seite, ziemlich an meinen Reserven zerrten. Hier war ich dann am Kämpfen und ein Gefühl von Energielosigkeit, vor allem bei den Anstiegen kam auf. In diesen Phasen sagte ich mir immer wieder: „…sei stolz das du hier sein kannst und es läuft doch…“ und die Emotionen kamen wieder hoch. Und dann kamen die ersten Umrisse von Kona ins Bild wie der Flughafenturm, die Solar Panel der Einfahrt vom Energy Lab. sowie die ersten Gebäude von Kona und es ging wieder besser. Bei der Fahrt am berüchtigten Energy Lab. vorbei sagte ich mir: „…hier wirst Du gleich laufen…“ und es kamen wieder ein paar Tränen auf, mit dabei sein zu können.

Der Wechsel zum Lauf verlief ein bisschen wie im Traum. Wollte alles in Ruhe eins nach dem Anderen machen und habe das eiskalte Handtuch auf dem Rücken genossen, was mich tief in den Stuhl zog. Dann aber hoch und los. Auf dem Weg aus der Wechselzone sah ich Schilder mit Hinweisen, die Startnummer nach vorne zu drehen. Da bei diesem Rennen die Starnummer erst zum Lauf umgebunden wird, hatte ich diese vergessen und musste noch einmal zurück in das Wechselzelt.
Der Lauf ging dann im Vergleich zum letzten Mal deutlich lockerer los. Ich kam schnell rein und konnte meinen gewohnten Pace bei jetzt etwas angenehmeren Temperaturen schnell erreichen. Da merkte ich, dass ich meine gewohnte Wettkampfverpflegung, ein spezielles Gel, in der Wechselzone vergessen hatte. Kurzzeitig war ich niedergeschlagen aber es gab jetzt kein Zurück mehr. Ich stellte mich dann darauf ein, das vom Veranstalter ausgegebene Gel sowie mein mitgeführtes Salz regelmäßig nach Gefühl einzunehmen. Das funktionierte und der erste Abschnitt auf dem Alii Drive und die Palani Road hoch zum Highway, lief sehr gut. Dann auf dem Highway zwickten ab und zu ein paar Krampfungen in der Wade und wie auch schon bei früheren Rennen in den Adduktoren, welche ich aber erst noch locker herauslaufen konnte. Dann ab km 20 begannen die Krämpfe häufiger und heftiger zu werden und traten auch an den hinteren Oberschenkeln auf, so dass ich dann ab und zu gehen oder ganz locker laufen musste. Richtig schlecht wurde diese Situation dann im Energy Lab (km 25 – 32).

Um diese Situation jetzt bestmöglichst zu überstehen, bin ich auch an den Vepflegungsstellen gegangen und habe mich bestmöglichst versorgt und abgekühlt. Die letzten 10 km waren trotzdem von einem großen Glücksgefühl geprägt, da ich einigermaßen gut laufen konnte und das Ziel immer näher kam. Dann am Ende des Highways zur Palini Road war der Hot Spot von Hannes Hawaii Tours am toben und die Leute eskortierten mich mit Getöse daran vorbei und gaben mir die Grundbeschleunigung für die letzten 1,5 Meilen ohne Krämpfe bis ins Ziel. Den Zieleinlauf habe ich in vollen Zügen genossen, die Zuschauer abgeklatscht und mit Freudensprüngen und der Ansage vom World Championship Race Announcer, Mike Reilly: “You are an Ironman“ zum Zielbogen geflogen, dort dann neben einem anderen Athleten zum Stehen gekommen und wir haben uns umarmt, die Tränen liefen, es war vollbracht, ich war nicht nur dabei sondern auch im Ziel!

Schön war, dass ich im Vergleich zu 2015 in einer deutlich besseren Verfassung im Ziel war, so dass ich dann den Athlet Garden in vollen Zügen genießen konnte.

Rennergebnis

Platz AK 55-59: 32
Platz männlich gesamt: 974
Platz gesamt: 1118

Zeiten

Schwimmen: 01:14:33
Rad: 05:37:59
Lauf: 03:50:08
Gesamt: 10:55:34

 

Ein Bericht von Björn