Als ich Mitte August das Angebot bekam, einen Startplatz für die Hölle von Q zu übernehmen, hatte ich die Saison 2021 bereits abgehakt. Wieder ein Jahr ohne Wettkampf, dieser Gedanke hatte sich bereits in meinem Kopf festgesetzt. Meine letzte Hoffnung, in St. Peter Ording bei der Olympischen Distanz zu starten, wurde durch die Absage des Rennens auch zerstört.
Nun also die Hölle? Da stellte sich mir unweigerlich die Frage, wie sieht’s eigentlich in der Hölle aus?

Bei einem kurzen Blick auf das Streckenprofil fühlte ich mich in dieser Annahme bestätigt. 1600 hm sollten es auf der Mitteldistanz laut Veranstalter sein. Vorbei am Hexentanzplatz in Thale und an der Teufelsmauer entlang klang interessant. Aber bin ich dafür fit genug? Ich hatte dieses Jahr doch keine Mitteldistanz geplant und wollte nur auf der Kurzstrecke das ein oder andere Liga-Rennen und die Olympische Distanz in SPO machen. Außerdem war ich gerade mit der Familie in Bayern im Urlaub und mein Triathlonrad stand zu Hause. Immerhin hatte ich noch das MTB dabei. Muss reichen dachte ich und hab spontan zugesagt.

Sonntag der 5.9. um 5:30 Uhr ging es an der Unterkunft los in Richtung Schwimmstart und T1, letzte Vorbereitungen am Rad treffen und nochmal alles checken. Wassertemperatur sollte ca. 17°C betragen, also hab ich mich fürs Schwimmen und zusätzlich für eine Neoprenkappe entschieden, „bloß nicht auskühlen“ dachte ich. Aber war da nicht was von Hölle und Glutofen?

Das Höllenfeuer schien an diesem morgen gelöscht zu sein und nur noch letzte „Rauchschwaden“ schienen über dem See zu hängen. Der Startschuss viel schneller als gedacht, also ab ins Wasser im Rolling Start. Aber wo lang? Der Kurs war ein Viereck, eigentlich einfach zu Schwimmen, aber die Bojen waren durch den Nebel aus dem Wasser nicht zu erkennen.

Also ging es immer dem Vordermann hinterher. Immer wieder mal haben uns die Skipper der DLRG den Weg Richtung nächster Boje gezeigt. Es fühlte sich nach dem reinsten Zick-Zack-Kurs an. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich schon an die Vollkatastrophe bei der Zeit. Als ich dann in der Wechselzone 34:37 min fürs Schwimmen gesehen habe, war ich sehr überrascht, dass es doch recht gut lief.

Also schnell aufs Rad. Schnell bedeutete zumindest Armlinge anziehen und die Brille musste auch nochmal trocken gewischt werden, da sich zwischenzeitlich durch den Nebel reichlich Wassertropfen auf den Brillengläsern befanden. Also los aufs Rad mit dem Gedanken im Kopf „Jetzt geht dein Rennen los!“

240 W hatte ich mir für das Radfahren vorher zugetraut – aber was sind schon Pläne? Ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass die Beine wirklich gut sind. Also ging’s vorbei an vielen der schnelleren Schwimmer. Dabei wurde mir durch den nassen Einteiler auch erstmal etwas kühl. „Doch zu wenig angezogen?“ Mit der Jacke wäre die Aerodynamik „beschissen“ dachte ich und habe den Gedanken schnell wieder verdrängt. Die Sonne kam auch langsam raus und spätestens wenn der erste Anstieg zur Roßtrappe in Thale kommt, sollte mir wieder warm werden.

Davor ging es aber erstmal relativ flach und schnell zu. Ein Streckenstück hatte der Veranstalter als „Hosenträger Radweg“ angekündigt. Links und rechts Fahrspuren aus Beton mit Grasstreifen dazwischen. Überholen? Nur gelegentlich mal machbar. Also hieß es immer wieder Abstand halten und Beine baumeln lassen und auf die nächste Möglichkeit warten zu überholen, dann schneller Antritt vorbei und bis man auf den nächsten Fahrer auflief, zumindest etwas Tempoarbeit.

Ich war froh, als das Stück vorbei war.
In Thale ging es dann über die Roßtrappe. Der Veranstalter hatte nochmal darauf hingewiesen, dass der Asphalt sehr schlecht sei. Da ich die Strecke auch nicht kannte, wurde es eine defensive Abfahrt.
Im Anschluss ging’s von Thale nach Friedrichsbrunn hoch. Hier wollte meine Familie zum anfeuern stehen. Darauf hatte ich mich schon gefreut, denn die Radstrecke war bisher recht einsam.

Zurück in Thale gings dann in die 2. Wechselzone, in der bisher noch wenige Räder standen. Jetzt noch Laufen. Auf den ersten 1-2 km hatte ich leichte Krämpfe, in der vom Radfahren beanspruchten Muskulatur. Aber zum Glück hinderte mich das nicht daran, mein Tempo zu finden und auch konstant zu laufen. „Perfekter Tag!“, dachte ich zu diesem Zeitpunkt des Rennens. Anfangs konnte ich auch noch einige Plätze gut machen, bis dann nach knapp 10 km die schnelleren Läufer kamen und ich Platzierungen abgeben musste. Leider zog es mir dann nach knapp 18 km den Stecker.

Maximale Erschöpfung oder auch der „Mann mit dem Hammer“. Das letzte Stück wurde also zäh. Im Ziel Stand dann eine 5:28:31 Std auf der Uhr, Platz 33 Gesamt und 6. AK. Und für mich das Gefühl eines ziemlich perfekten Rennens und der Gedanke, dass dies wohl meine bisher beste Leistung bei einer Mitteldistanz war.